Rezensionen zu: Beethoven Sonaten für Klavier und Violine
Matthias Metzger, Violine, Gerrit Zitterbart, Fortepiano und Klavier
Direkter Vergleich
Eine reizvolle Idee haben der Pianist Gerrit Zitterbart und der Geiger Matthias Metzger mit dieser CD verwirklicht: Sie spielen dieselben Beethoven-Sonaten einmal auf historischen Instrumenten, einmal auf modernen. Es kann hier nicht darum gehen, eine „bessere“ oder „korrektere“ Fassung festzustellen – das „anders“ ist das Interessante. Eben diese Kontraste im direkten Vergleich machen die zwei hervorragenden Interpreten auf dieser Aufnahme sehr deutlich: In der strahlenden Frühlings-Sonate mag man die Paarung der durchsichtigen Klänge der historischen Instrumente passender finden, im Presto der Kreutzer-Sonate den voluminöseren Klang der modernen. Dass beide Fassungen authentische und ausdrucksstarke Interpretationen liefern, steht außer Frage. Eine Wertung aber möge doch jeder für sich vornehmen. Isabel Fedrizzi
Ensemble September 2009
Ein Walter-Flügel wird von Gerrit Zitterbart auf der ersten CD der Coviello-Aufnahme gespielt, in der eine historisierende Interpretation einer Darbietung mit modernen Instrumenten gegenübergestellt wird. Auf der zweiten CD spielt er ein modernes Steinway-Klavier. Die Geige ist in beiden Interpretationen die gleiche: ein 1761 von Joseph Gagliano erbautes Instrument, das auf der ersten CD mit Darmsaiten und auf der zweiten mit Stahlsaiten bespannt ist. Der Unterschied im Bereich der Balance zwischen beiden Instrumenten ist klar: auf der ersten finden sie ganz natürlich zusammen, während die Partnerschaft der modernen Instrumente eher einer Vernunftehe gleicht. Auch die Dynamik ist bei den modernen Instrumenten problematisch: hier erscheinen die Sonaten als sinfonische Musik in Taschenformat, während sie mit alten Instrumenten wirklich als Kammermusik klingen. Es gibt noch einen wichtigen Unterschied: der Klang beim Walter-Flügel hält nicht lang, und das ermöglicht einen sprechenden, artikulierten Vortrag, der von Beethoven zweifellos verlangt wurde. Mit dem modernen Konzertflügel, der auf der englischen Technik basiert, ist das nicht wirklich möglich. Das zeigt sich hier z.B. im Mittelsatz der Sonate Opus 23, der mit einem Motiv von zwei Noten anfängt, das von einer Pause gefolgt wird, und das mehrmals wiederholt wird. Auch in den Trillern in diesem Satz zeigt sich die Beschränkung des modernen Flügels. Ist also der Unterschied zwischen den beiden Interpretationen aufschlussreich? Dieser ist in diesem Falle nicht einmal so gross, weil der Interpretationsansatz gleich ist: die beiden Musiker versuchen, die Aufführungsprinzipien der historischen Aufführungspraxis auf moderne Instrumente zu übertragen. Und das führt zu einem ganz anderen Ergebnis als eine Darbietung mit Musikern, die damit nichts am Hut haben. So gesehen ist diese Produktion auch interessant, um zu zeigen, wie weit man auf modernen Instrumenten gehen kann, um zu einer historisch vertretbaren Interpretation zu gelangen. Die Instrumente spielen selbstverständlich eine wichtige Rolle, aber die Interpretationsauffassungen der Musiker sind genauso wichtig, vielleicht sogar ausschlaggebend. Die Interpretationen von Gerrit Zitterbart und Matthias Metzger sind in beiden Aufnahmen gut gelungen. In der Kreutzer-Sonate halten sie sich etwas mehr zurück als Linda Nicholson und Hiro Kurosaki. Dennoch möchte ich beide Aufnahmen nicht missen, und wer sich für Beethoven interessiert, sollte sich beide ergattern. Johann van Veen
Toccata September 2009
Period instruments or modern instruments − why not use both?
Here’s an unusual and slightly puzzling project. It’s puzzling because one expects performers to be committed to their particular view – of the advantages, say, that period instruments can give in an attempt to recreate the performance style intended by the composer, or that the technical superiority of modern instruments will give greater scope to uncover the music’s expressive nuances. In fact, listening to these two discs (same programme, different instruments) I was struck by the similarity of the interpretations, despite some minor differences concerning vibrato and the use of the sustaining pedal. Zitterbart and Metzger are stylistically aware, as regards articulation and accentuation, but modern in their emphasis on precision and on absolute regularity, with rubato kept to a minimum. This serves very well in the driving outer movements of Op 23 and Op 47, but is less persuasive in the Adagio of Op 24 where, despite the beauty of Metzger’s sustained legato lines, the movement’s romantic, enchanted atmosphere doesn’t come over. And those places where Beethoven is being humorous or playful – the middle movement of Op 23 and Op 24’s tiny Scherzo – sound too careful and serious.
A comparison between the two discs, however, is highly illuminating. The modern instruments have some clear advantages – the piano’s greater sustaining power and wider dynamic range, and smoother, more easily controllable tone in the violin’s high register. But most of the time I prefer the old instruments; the easier blend of the violin and piano, the greater clarity, the more colourful range of sonorities. It’s like the effect of restoring an old painting. Duncan Druce
Grammophone 2009