Der besondere Akzent: Hammerflügel

Seit meiner Studienzeit träumte ich von anderen Clavierklängen als den »normalen«: während meines Studiums habe ich bei Lajos Rovatkay in Hannover auch einige Semester das Cembalo »traktiert«, dabei das andere Tastengefühl der historischen Instrumente spüren gelernt, die Ohren wurden wach für neue Klänge. Mit dem Abegg Trio folgten dann später einige Erfahrungen auf originalen Hammerflügeln. Im Jahr 2002 habe ich mir einen Traum erfüllt und meinen ersten Hammerflügel angeschafft: einen Nachbau eines Anton-Walter-Fortepianos von 1795 aus der Werkstatt von Michael Walker. Dieses herrliche Instrument läßt die Musik des ausgehenden 18. Jahrhunderts ganz neu klingen, ich setze es sowohl bei solistischen Programmen wie auch bei der Kammermusik ein.

Inzwischen ist eine kleine Sammlung von Hammerflügeln und Square Pianos entstanden, die in meinem Clavier-Salon in Göttingen einen wunderbaren Raum zur Präsentation gefunden haben.
Informationen unter www.clavier-salon-goettingen.de.

Der Hammerflügel der Wiener Klassik bietet durch seinen Leder-Hammerkopf (statt Filz) und seine leichte Bauweise eine völlig andere Klangcharakteristik als ein moderner Flügel. Der Klang ist sehr viel perkussiver, durchhörbarer und mehr differenziert in den einzelnen Registern des Tonumfanges von fünf bis sechs Oktaven. Die Entwicklung im Hammerflügelbau verlief von ca. 1770 (Andreas Stein) bis 1850 (Nannette & Baptist Streicher, Conrad Graf, Bösendorfer, Broadwood, Erard, Pleyel) unglaublich schnell. Die Klavierbauer versuchten, mit der rasanten Entwicklung der Komponisten mitzuhalten und waren stets auf Innovation und Experiment aus.

Eine herausragende Gestalt im Kontakt mit Mozart und Beethoven war Anton Walter in Wien, der eine frühe Qualitätsspitze im Hammerflügelbau markiert. Mozart spielte von etwa 1782 bis zu seinem Tod einen Walter-Flügel, Beethoven besaß bis 1803 ein Walter-Fortepiano und lobte den Instrumentenbauer als über allen Konkurrenten in Wien stehend. Einer meiner Hammerflügel ist eine exakte Kopie eines Originals von 1795 aus dem Nationalmuseum in Nürnberg. 

Die Entwicklung ging dann immer weiter in Richtung auf einen stets dunkler und wärmer werdenden Klang. In Wien blieb man aber bis ca. 1900 noch beim Leder als Hammerbelag. So klingen hier alle Flügel in der Farbgebung anders als „moderne“ Filze auf den Hammerköpfen. Filz wurde zum ersten Mal in Paris eingesetzt, das Patent dafür erhielt Heinrich (Henri) Pape.  

In Konzerten spielte ich auf historischen Originalinstrumenten von Andreas Stein, Jan Ludewijk Dulcken, Anton Walter, Ferdinand Hofmann, Johann Jakob Könnicke, John Broadwood & Son(s), Longman & Clementi, Clementi & Comp., Michael Rosenberger, Joseph Brodmann, Jacob Bertsche, Friedrich Hippe, Anonymus, Conrad Graf, André Stein, Nannette Streicher, Mathias Müller, Robert Wornum, Wilhelm Wieck, Johann Baptist Streicher, Friedrich Ehrbar, Bösendorfer, Bechstein, Blüthner, Pleyel, Érard, Steinweg und Steinway.