Duo Mandoline & Fortepiano

Denise Wambsganß & Gerrit Zitterbart

Das kammermusikalische Zusammenwirken von Mandoline und Fortepiano (Hammerklavier) hat besondere klangliche Reize: der silbrige Ton der Mandoline mischt sich auf eine ganz eigene Weise mit dem des Hammerflügels. Dies hat besonders in der Zeit um 1800 Komponisten wie Beethoven und Hummel dazu angeregt, für diese außergewöhnliche Besetzung Werke beizusteuern. Das Duo hat ein Programm von Raritäten zusammengestellt, das die Lieblichkeit und den spielerischen Witz dieser Kammermusikkombination facettenreich präsentiert.

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Denise Wambsganß wurde 1975 in Landau geboren. Sie studierte Mandoline bei Prof. Marga Wilden-Hüsgen an der Musikhochschule Köln/Wuppertal sowie bei Detlef Tewes.

Die Künstlerin wird regelmäßig von einer Reihe hochrangiger Orchester zur Mitwirkung eingeladen. So hat sie u.a. mit den Berliner Philharmonikern, dem Radiosinfonieorchester des SWR Baden-Baden und Freiburg, dem Radio-Sinfonie-Orchester des Hessischen Rundfunks und dem Kölner Rundfunkorchester des WDR unter Dirigenten wie Sir Simon Rattle, Claudio Abbado, Eliahu Inbal, Peter Eötvös, Sylvain Cambreling oder Hans Zender gespielt. Sie ist ständiger Gast an den Opernhäusern in Karlsruhe, Köln, Bonn, Koblenz, Heidelberg, Mannheim und Stuttgart und hat darüber hinaus mit renommierten Orchestern und Ensembles Konzertreisen innerhalb Europas sowie nach Australien, Brasilien, Japan und in die USA unternommen

Im Bereich Neue Musik hat die junge Musikerin ein weiteres Betätigungsfeld gefunden. hat u.a. mit dem Ensemble Modern (Frankfurt), dem Klangforum Wien und dem Elision-Ensemble (Australien) zahlreiche Konzertreisen unternommen und bei Uraufführungen zeitgenössischer Werke mitgewirkt (Festival of Perth 1997, György-Kurtag-Festival 1998 in Mailand, Salzburger Sommerfestspiele 1999, Luzerner Festwochen 2000, Donaueschinger Musiktage 2000 und 2004, Musica Strasbourg 2004).

Gerrit Zitterbart wurde 1952 in Göttingen geboren. Seine Ausbildung erhielt er in Hannover, Salzburg, Freiburg und Bonn bei Erika Haase, Lajos Rovatkay, Karl Engel, Hans Leygraf, Carl Seemann und Stefan Askenase.

Am Beginn seiner Konzerttätigkeit standen Wettbewerbserfolge in der Schweiz, in Belgien, Italien und Deutschland. Sein Solo-Repertoire, das auf zahlreichen CDs dokumentiert ist, umfasst Kompositionen von Scarlatti bis Cage. Die Aufnahme mit den frühen Klavierkonzerten Mozarts wurde in Frankreich mit dem „Choc“ („Le Monde de la Musique“) ausgezeichnet. 1976 gründete Gerrit Zitterbart mit Ulrich Beetz und Birgit Erichson das Abegg Trio. Das Trio erhielt wichtige Auszeichnungen (Colmar, Genf, Bonn, Bordeaux, Hannover, Zwickau), machte weltweite Tourneen durch 50 Länder und spielte 30 CDs ein: u.a. das Gesamtwerk für diese Besetzung von Mozart, Beethoven, Schubert, Mendelssohn, Gade, Schumann, Brahms und Dvorák. Fünfmal wurden Einspielungen beim „Preis der Deutschen Schallplattenkritik“ ausgezeichnet. Seit 1981 lehrt Gerrit Zitterbart an der Hochschule für Musik und Theater Hannover.

Programm

Bartolomeo Bortolazzi

(1773 – 1840)
Sonata pour le Piano-Forte avec accompagnemet d’une Mandoline
Allegro
Andante
Rondo 

Ludwig van Beethoven

(1770 – 1827)
Sonatine C-Dur WoO44a (1796)
Allegro
Sonatine c-Moll WoO 43a (1796)
Adagio
Adagio ma non troppo Es-Dur WoO 43b (1796)
Andante con Variazioni D-Dur WoO 44b (1796)

Gabriele Leone

(ca. 1725 – 1790)
Sonate A-Dur für Mandoline und Klavier

con bizzaria
Languidam
Finale con Chiapo
Air mit Variationen für Mandoline solo

Johann Nepomuk Hummel

(1778 – 1837)
Grande Sonata per Clavicembalo o Piano Forte con accompagnamento di Mandolino C-Dur op.37
Allegro con spirito
Andante moderato siziliano
Allegretto più tosto Allegro

Rezensionen

Heidelberg, Rhein-Neckar-Zeitung Juni 2007

Filigranes Saitenspiel

Mandoline und Hammerflügel: Duo Wambsganß/Zitterbart im Palais Prinz Carl in Heidelberg

Nur wenigen Musikliebhabern dürfte bekannt sein, dass die Mandoline während der Wiener Klassik eine kurze Blütezeit als Soloinstrument erlebte und sogar von prominenten Komponisten mit effektvollen Stücken versorgt wurde. Natürlich sind diese Werke meist Gelegenheitsarbeiten, bergen aber oft charmante Musik von ganz eigenem Klangreiz - gerade in der besonders aparten und daher sehr beliebten Verbindung mit dem farblich faszinierend verwandten Hammerflügel.

Die junge Mandolinenvirtuosin Denise Wambsganß und der mittlerweile zum Hammerklavier-Experten avancierte "Abegg Trio"-Pianist Gerrit Zitterbart kosteten das filigrane Kolorit der exotischen Duobesetzung bei ihrem Heidelberger Konzert im Palais Prinz Carl in schönster Weise aus - eine Entdeckungsreise in eine Klangwelt voller Empfindsamkeit und Intimität. Wambsganß' Mandolinen-Eleganz und Zitterbarts Finesse auf dem historischen Tasteninstrument - dem Nachbau eines Anton Walter-Hammerflügels (1795) von Michael Walker - ergänzten sich dabei mustergültig.

Beethovens vier Mandolinenstücke aus dem Jahre 1796 sind eine Art Liebesgabe für die auf dem Zupfinstrument offenbar sehr versierte böhmische Komtesse Josephine Clary und zeigen den Komponisten dementsprechend von seiner charmantesten Seite. Vor allem im schwärmerisch-expressiven Es-Dur-Adagio WoO 43 b und in den besonders farbenreichen D-Dur-Variationen WoO 44 b bewiesen die beiden Musiker, wie der charakteristische "Beethoven-Ton" immer wieder fesselnd zum Vorschein kommt.

Wie das Zusammenspiel von Mandoline und Hammerflügel in all seinen konzertant-virtuosen und klanglichen Möglichkeiten lustvoll auszuschöpfen ist, konnte man erst recht in Johann Nepomuk Hummels "Grande Sonate" C-Dur op. 37 a (1807) hören.

Aus der Feder italienischer Mandolinenstars der Zeit stammten die mit einem echten Rondo-Ohrwurm ausgestattete Sonate von Bartolomeo Bortolazzi und die in Bravour wie Farbraffinesse kaum zu überbietende A-Dur-Sonate von Gabriele Leone. In dessen "Air mit Variationen" für Mandoline solo zog Wambsganß nochmals alle spieltechnischen Register und verströmte eine Ausdruckspoesie, die man der Mandoline kaum zugetraut hätte. In besseres Licht kann ein Interpret das so unterschätzte Zupfinstrument nicht stellen.

Klaus Roß